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Schneller als die Post

Schneller als die Post

>>Der Artikel ist in der Hochheimer Zeitung am 22.04.2022 erschienen <<

 

Schneller als die Post
 

HOCHHEIM - Von Berlin nach Hochheim in vier Stunden, das ist mit dem Auto oder
selbst mit dem Flieger kaum möglich. Die schnellsten Brieftauben schaffen das.
Dazu würden die speziell gezüchteten Tauben schon als Jungtiere trainiert,
erklärte der Hochheimer Brieftaubenzüchter Klaus Fray. „Vier Wochen nach dem
Schlüpfen geht das los, dann müssen die Jungtauben schon mal aus zwei
Kilometern Entfernung zum Schlag zurückfinden.“ Dann werden die Entfernungen
immer weiter gesteigert, bis sie an den ersten Wettbewerben teilnehmen und aus
einer Entfernung bis zu 300 km nach Hause finden müssen. Jungtauben
absolvieren fünf Wettbewerbe im Jahr und Alttauben bis zu 13, wobei der
anspruchsvollste Heimflug 600 km beträgt. Jede einzelne Taube wird im Alter von
einer Woche beringt. Die Ringe tragen eine eindeutige Identifikation der Taube
und die Telefonnummer des Züchters, damit verirrte oder verletzte Tauben
zugeordnet werden können. Wettkampftauben bekommen zusätzlich einen Chip,
einen sogenannten Transponder, mit dessen Hilfe die Taube beim Eintreffen im
heimischen Schlag automatisch identifiziert und so die genaue Flugzeit ermittelt
werden kann. „30 Prozent der Tauben gewinnen einen Preis“, sagte Fray.

UNESCO- Kulturerbe

 

Das Brieftaubenwesen wurde vor Kurzem in das deutsche Verzeichnis des
Immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen. Die UNESCO schützt und
zeichnet als Welterbe „unschätzbare und unersetzliche Güter der Menschheit“
aus. Dazu gehören in Deutschland unter anderem der Aachener und der Kölner
Dom, das Mittelrheintal und die Grube Messel, aber auch Industriedenkmäler, wie
manche Zechen im Ruhrgebiet. Daneben zeichnet die UNESCO auch besonders
schützenswerte kulturelle Ausdrucksformen als Immaterielles Kulturerbe aus, die
nicht dinglich sind, die man also nicht als solche anfassen kann. Es sind besonders
erhaltenswerte Bräuche, Darstellungen, Ausdrucksformen und Fertigkeiten. Dazu
gehören zum Beispiel die Reitkunst der spanischen Hofreitschule, das alpine
Bergsteigen, aber auch die neapolitanische Kunst des Pizzabackens und das

belgische Bierbrauhandwerk. In Deutschland entscheiden die Kultusminister über
die Aufnahme.

 

Langwieriges Verfahren zur Anerkennung

Der Verband deutscher Brieftaubenzüchter e.V. gab im September 2017 seine erste
Bewerbung zur Aufnahme des Brieftaubenwesens in die Liste des immateriellen
Kulturerbes beim Kultusministerium NRW ab. Es brauchte mehrere weitere
Anläufe, da es insbesondere von Tierschützern erheblichen Gegendruck gab. Es
würden jährlich mehrere hunderttausend Brieftauben nicht in den heimischen
Schlag zurückkehren und verenden oder verwildern, da sie von Raubvögeln
geschlagen oder vor Erschöpfung nicht mehr weiterfliegen könnten. Viele davon
würden sich dann den Stadttauben anschließen. Tatsächlich ist die Verlustrate bei
Wettkämpfen in den letzten Jahrzehnten von fünf auf mancherorts über 30
Prozent gestiegen, da der Orientierungssinn der Vögel durch Umwelt- und auch
Technikeinflüsse wie zum Beispiel Mobilfunkstrahlung erheblich gestört würde.
(Quelle: RP Online) Der Verband erhofft sich durch die Anerkennung als Kulturerbe
 

ein positiveres Image in der Öffentlichkeit. Als nächsten Schritt erhofft man sich
den internationalen Status.
 

Es gibt in Deutschland etwa 8.000 Brieftaubenzüchtervereine, die sich selbst
Reisevereinigungen (RV) nennen. Zwei davon haben Taubenschläge auf dem
Gelände des Hochheimer Kleintierzüchtervereins in der Langgewann. Der RV
Rhein-Main mit sieben und der RV Mainz mit zwei Züchtern. Die ersten Jungvögel
sind bereits geschlüpft und beringt, sodass das Training bald beginnen kann.

>>Der Artikel ist in der Hochheimer Zeitung am 22.04.2022 erschienen <<

 


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