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Von den Rennpferden der kleinen Leute

Von den Rennpferden der kleinen Leute

>>Der Artikel ist im Usinger Anzeiger am 24.08.2022 erschienen <<

 

Von den Rennpferden der kleinen Leute

 

Warum Anke und Florian Pitz in der Taubenzucht ein erfüllendes Hobby gefunden haben


Cratzenbach - Wenn jemand sagt, es geht hier zu wie im Taubenschlag, dann
bedeutet dies, dass es hektisch ist und ein ständiges Kommen und Gehen
herrscht. Eine ganze Batterie von Taubenschlägen hat das Ehepaar Anke und
Florian Pitz auf ihrem Anwesen im Weilroder Ortsteil Cratzenbach. Aber wenn die
beiden sich um ihr Hobby kümmern, dann ist das weder hektisch noch
aufgeregt, sondern sicher, zugewandt und behutsam.
Anke Pitz hat erst vor einem Jahr mit der Taubenzucht begonnen. "Ich habe auf
einer Auktion in Griechenland eine Täubin ersteigert", berichtet sie.
Klammheimlich, Ehemann Florian wusste nichts davon, hat sie das Tier
mitgebracht. Die Idee dahinter war, frisches Blut in die Zucht zu bringen.
Das war zwar, wie sich herausstellte, nicht der Fall, aber sie hat jetzt ihren
eigenen Zuchtschlag, in dem sie ihre Tiere betreut und sich liebevoll um sie
bemüht. "Ich kümmere mich hauptsächlich um die Jungtauben, die aktuell auf
Reise gehen, mein Mann um die Alttauben und seine Zuchttauben. Ich war
vorher durch und durch Reiterin und Pferdezüchterin - und bin jetzt auch
Taubenzüchterin", so die 42jährige.
Sie bastelt derzeit am Aufbau einer Homepage, die Züchter als Fachleute ebenso
ansprechen soll wie Laien, die sich für den Taubensport interessieren. Sie wurde
gerade als Öffentlichkeitsarbeiterin auf Regionalverbandsebene etabliert.
Florian Pitz züchtet seit seinem 12. Lebensjahr Tauben. Der Großvater
unterstützte den Teenager bei seiner Leidenschaft, indem er ihm einen unter
anderem einen Taubenschlag baute. "Das ist wie ein Virus", lacht der 43-Jährige,
"einmal infiziert, kannst du nicht mehr anders, du musst weiter machen". Dabei
ist das Taubenzüchten ein teures Hobby, wenn man es mit so vielen Tieren tut
wie das Ehepaar. Aber sie sehen das Ganze unter dem Leitmotiv Liebe,
Faszination und Tradition.
"Das ist wie ein Virus"
Beide wünschen sich mehr Aufmerksamkeit für ihren Sport, der immerhin
immaterielles Kulturerbe ist. Wer damit anfangen möchte, braucht eigentlich
nicht allzu viel, überlegt Florian Pitz. Ein Garten mit einem Gartenhäuschen, in
dem man die Tauben unterbringen kann. "Und natürlich Liebe und Interesse an
den Tieren", so Pitz. Gut ist es, wenn ein Erwachsener, Vater, Mutter, Großeltern,
den jungen Züchter unterstützt. "Das Grundschulalter ist ein guter Zeitpunkt, um
damit zu beginnen", sagt Anke Pitz. Denn vorher sind auch die Hände zu klein,
um die Tiere zu halten. Natürlich müssen die Bezugspersonen auch mal bereit
sein, sich um die Tiere zu kümmern, weil sie als Lebewesen der täglichen Pflege
bedürfen.
Galten die Tiere lange als "Rennpferde des kleinen Mannes", hat das Interesse im
Laufe der Jahre abgenommen. Es gibt immer weniger Züchter. "Einige fangen
nach dem Eintritt ins Rentenalter wieder an mit der Zucht", weiß Florian Pitz. Das
Ehepaar möchte jenen, die sich mit dem Gedanken tragen, selbst Tauben zu
züchten, Mut machen. "Es ist ein sehr erfüllendes Hobby, denn du lernst die
Tauben gut kennen und einschätzen", so der erfahrene Züchter.
Auch wenn Tauben von manchem abschätzig "Flugratten" genannt werden, so
sind es doch faszinierende Wesen, die sich nicht nur optisch unterscheiden,
sondern auch in ihrem Wesen und in ihren Stärken und Schwächen. Deshalb
sind die Starts, die von der Region Frankfurt Richtung Saarland und Frankreich
stattfinden, so spannend, weil man nie so genau weiß, welche Taube zuerst den
heimischen Schlag erreichen wird. Mitunter ist da der Bruchteil einer Sekunde
ausschlaggebend. Ehepaar Pitz hat gerade beim internen
Regionalverbandsflugwettbewerb den ersten Platz gegen 200 andere Schläge
erreicht. Darüber freuen sie sich sehr, zeigt es doch, dass sie mit ihren
Einschätzungen richtig lagen, was die Auswahl der Tauben angeht.
Die Tauben im Hause Pitz gurren und fliegen um die Wette. Dabei gibt es einen
Feind, der den Tieren und den Züchtern das Leben schwer macht:
"Wanderfalken", so Pitz seufzend. Diese suchen sich die Tauben gerne als Opfer
und dann kann es sein, dass ein Vogel nicht mehr von seiner Reise zurückkehrt
oder verletzt wird. "Wir behandeln dann mit Naturheilmitteln", so Anke Pitz.
Denn der nächste Tierarzt, der auf Tauben spezialisiert ist, praktiziert in Dreieich.
Die beiden helfen aber auch befreundeten Züchtern, um diese zu unterstützen.
Der Verein, in dem das Ehepaar seinem Hobby nachgeht, ist der Club in
Wehrheim. Der gehört zur Reisevereinigung Frankfurt/Taunus und der
Regionalverband 450 Hessen-Mitte ist der Fachverband. Natürlich gibt es auch
einen Bundesverband. Wer sich für das Taubenzüchten interessiert, kann sich an
Anke Pitz wenden, die unter (01 76) 30 59 60 00 zu erreichen ist.

>>Der Artikel ist im Usinger Anzeiger am 24.08.2022 erschienen <<


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Usinger Anzeiger 24. 08. 2022
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